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Michael Heckmanngestorben am 15. Oktober 2024

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Mein lieber Michael, liebe Angehörige
es ist nicht richtig, wenn die Kinder vor den Eltern gehen und auch für jeden Doktorvater ist es der Wunsch, dass seine "Kinder" über ihn hinaus wirken. Die folgenden Zeilen fallen daher für mich sehr schwer.
Lieber Michael, Du warst für mich ein ganz außergewöhnlicher und liebenswerter Mensch, vom ersten Moment unseres Kennenlernens bis zum Schluss.
Du hattest Dich, nachdem Du schon ein Jahr an einem Institut in Saarbrücken gearbeitet hattest, bei mir in Köln um eine Assistentenstelle mit Promotion beworben. Und Dein Vorstellungsgespräch war gleich besonders: Nachdem ich Dich kurz zu Deinem Lebenslauf und Deinen Beweggründen interviewt hatte, hast Du mich ausführlich zu meinen Lehr- und Forschungskonzepten examiniert. Dabei hast Du die ganze Zeit auf einem DinA4 – Blatt Stichworte notiert, mit einem Kreis umrandet und mit Pfeilen verbunden. Du hast in Deiner „Neugier“ nicht nachgelassen bist Du zufrieden warst. Als wir uns verabschiedeten, war für Dich für mich die Entscheidung klar – und Du hattest mir vieles bewusster bewusster gemacht, warum ich was und wie genau machte.
Das war der hellwache neugierige Michael mit seiner analytischen und strukturierenden Intelligenz, der von seinem Gegenüber wissen will und dabei auch implizites unbewusstes Wissen zutagefördern kann. Dabei hast Du Deinem Gegenüber stets das Gefühl gegeben, dass Dir die Sache und die Person wichtig ist. Als ich Dich zum ersten Mal zu einem Projektpartner geschickt habe, um dort die Mitarbeiter für eine Anforderungsanalyse zu interviewen, muss es denen genauso gegangen sein. Als ich das nächste Mal in das Unternehmen kam, war ich dort vollkommen abgeschrieben und alle fragten nur „Wann kommt denn der Michael wieder“.
Wir haben dann drei Jahre sehr intensiv zusammengearbeitet. Wenn immer es eine Aufgabe gab – in Lehre, Forschung, Praxis - hast Du diese zu Deiner gemacht. Dabei hast Du immer eine Fröhlichkeit in Dir gehabt, die alle angesteckt hat. Es war mir immer eine Freude mit Dir zu arbeiten.
Nach drei Jahren hast Du dann Deine Promotion abgeschlossen – die „drei Jahre“ waren implizit Bestandteil unsereres „Vertrages“ seit dem Vorstellungsgespräch, hattest Du nach eigenem Gefühl von Deinem Zeitbudget ja schon ein Jahr woanders verbraucht.
Und diese Promotion ist nun wiederum nicht gewöhnlich. Die Veranschaulichung der komplexen Prozesse in der Luftfrachtindustrie konnten nur mit aufwändigen Diagrammen veranschaulicht werden, deren Lesbarkeit in einer normalen Diss nicht gewährleistet wäre. Und so haben wir dann beim Dekanat eine Erlaubnis dahingehen erwirkt, daß das gedruckte Ouevre nicht die eigentlich vorgeschrieben DinA5 Größe haben musste. Schaue ich nun von meinem Schreibtisch in das Regalfach mit den Doktorarbeiten meiner Mitarbeiter, so fällst Du gleich sichtbar aus dem Rahmen.
Leider konnte ich Dich nicht viel länger in Köln halten, Dich hat es in Deine alte Heimat gezogen. Ich habe das sehr bedauert und ich habe noch unser Abschiedsgespräch an meinem Schreibtisch vor mir, wo Du, glaube ich, zum Abschied von der Zeit in Köln auch eine Träne verdrückt hast.
Danach haben wir uns nur unregelmäßig zu bestimmten Anlässen wiedergesehen. Aber ob zu einer Feier oder nur zu einem Bier im Biergarten war es immer sofort so als ob alles erst gestern gewesen wäre. Besonders erinnere ich mich an Deine bemerkenswerten Gedanken zu meiner Emeritierung. Du hast mir wieder sagen können, warum ich was und wie genau in all den Jahren gemacht habe.
Außergewöhnlich und liebenswert warst Du bis zum Schluss. Du hast Deine schwere Krankheit mit allen Schmerzen bewundernswert getragen und Dein Lebenswille war bewundernswert stark.
In Deinem letzten Profilbild zeigst Du Dich - zwar gezeichnet von den kräftezehrenden Jahren - fröhlich lachend, ja Du strahlst uns alle, mich an. So werde ich Dich in Erinnerung haben.
Wenn ich heute Abend auf meiner griechischen Insel in den Himmel schaue, werde ich so wie im „Kleinen Prinzen“ den hellsten Stern suchen, den auf dem Du jetzt wohnst und lachst.
Ich bin unendlich traurig, aber es war ein Glück Dich als Freund gehabt zu haben
Dein Ulrich