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Julius Spielvogelgestorben am 6. August 2021

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Mein lieber, lieber, geliebter Jule,

hier in Portugal, an der Algarve, muss ich ganz besonders viel an Dich denken - eigentlich wie immer.

Aber hier in der Nähe wohnt und lebt Paul, ein Neffe von Sibylle. Er ist im gleichen Jahr wie Du geboren, und auch er hatte es wohl schwer, sich in das normale Leben seiner Umgebung einzupassen. Hier in Portugal scheint er seinen für ihn passenden Weg gefunden zu haben, gemeinsam mit Frau und Kindern, so ein bisschen als Aussteiger.

Und da denke ich natürlich, dass ich gehofft und auch irgendwie geglaubt habe, dass auch Du Deinen für Dich passenden Weg gefunden hattest, es war ja auch nicht gerade ein leichter Weg, bis Du da angekommen warst, wo Du standest. Ich war so froh darüber, und dachte auch, dass Du stolz darauf warst, wie Du das alles gemeistert hast. Alles hattest Du Dir erarbeitet, Job, Wohnung, Freunde, Auto, Motorrad, um mal nur die materiellen Dinge zu nennen. Eine enorme Fitness und Kompetenz in Deinem Sport, das war Dir ja so wichtig.
Aus den Gesprächen mit Dir, und aus den Aufzeichnungen und Büchern, die wir in Deinem Nachlass gefunden haben, weiss ich, dass Du Dich ausserdem mit ganz vielen, auch unterschiedlichen, Gedankengängen auseinandergesetzt hast und ganz viel Wissen in Dir gespeichert hast.

Ich war (und bin) so unglaublich stolz auf Dich.

Umso schlimmer finde ich es, dass das alles praktisch von einer Sekunde auf die andere mit Dir in Dein Grab gewandert ist. An einen Ort, an dem Du für niemanden hier mehr erreichbar ist. Nicht, solange wir hier in unserer Welt verweilen, die auch mal Deine Welt war. Obwohl... Immer mehr glaube ich, dass Du diese Welt nie als wirklich Deine Welt gesehen hast, Dich immer als so eine Art Alien gefühlt hast. Vielleicht bedingt durch Deine dramatische Geburt? In Deinen jungen Jahren konntest Du das natürlich nicht wirklich verstehen, es war vielleicht immer nur so ein ungutes Gefühl. Und je älter Du wurdest, umso klarer wurde es Dir.

Ach mein Jule, leider habe ich solche Gedankengänge in ihrer ganzen Tragweite zu Deinen Lebzeiten nie wirklich in meinem Kopf gehabt. Wie gerne hätte ich Dir doch geholfen, auf irgendeinem Weg, in irgendeiner Lebensform, an irgendeinem Ort dieser Erde Dein Glück zu finden.

Es tut mir so unendlich leid, und es macht mich so unendlich traurig, dass uns das nicht vergönnt war und Du daher Deinen, für immer unumkehrbaren, Weg in Deine andere Welt gewählt hast.

Du fehlst mir unendlich, ich liebe Dich aus vollem Herzen - Dein Paps