Mein lieber geliebter Jule,
schon so lange bist Du nicht mehr hier bei uns, bei mir, auf dieser Welt.
Und gleichzeitig kommt mir es so vor, als ob Du erst vor kurzem von mir gegangen wärst. Immer noch denke ich, es kann doch einfach nicht wahr sein, dass ich Dich nie wieder hier neben mir erleben darf. Es war so schön, dass Du mein Leben bereichert hast. So wie Du es mehrfach gesagt hast: Langweilig war es nie.
Ich bin dem Schicksal so unendlich dankbar dafür, dass ich diese Zeit - Deine Lebenszeit - mit Dir verbringen durfte.
Es hat sich so viel verändert in den nun 23 Monaten:
Dein kleinster Neffe Joni fängt an zu gehen, zwar natürlich noch mit Halt an Jacob's Händen, aber stolz wie Hulle.
Wie schade und furchtbar traurig, dass Du und Joni euch nie kennenlernen durftet. Ihr hättet sicher grossen Gefallen aneinander gefunden.
Marie ist gerade dabei, ihren Motorradführerschein zu machen, damit ist sie schon die Dritte im Bunde. Hättest Du das gedacht?
Deine Wohnung ist nun mittlerweile praktisch leergeräumt. Was habe ich nur für Erinnerungen an Dich gefunden, so schön und gleichzeitig so traurig.
Diese - Deine - Dinge waren doch für Dich bestimmt, Du solltest sie gebrauchen und Dich daran erfreuen. Dafür waren sie gedacht, dafür hast Du, oder haben wir, sie besorgt.
Nun kann nur noch ich sie betrachten und in die Hand nehmen, immer mit dem unendlich traurigen Gedanken, dass meine Hände die falschen Hände dafür sind. Deine Hände waren die richtigen und wären auch immer die richtigen geblieben.
Ach mein Jule....
Jetzt im Sommer sehe ich wieder oft die Eichhörnchen, die sich auf dem Friedhof tummeln. Ja, mein geliebter Sohn, es ist mir ein ganz grosses Bedürfnis, Dich möglichst täglich an Deinem Grab zu besuchen. Ich denke mir immer, dass ich Dir da besonders nahe bin, und das will ich ja sein.
Ich wünsche Dir, dass es Dir weiterhin gut geht und dass Du restlos glücklich bist, dort, wo auch immer Du bist.
Voller Liebe (und damit natürlich endloser Traurigkeit) - Dein Paps
