Mein geliebter lieber Jule,
gestern waren wir mit Besuchern und Freunden im BlüBa, und blickten dabei auf das Cafe und Restaurant, in dem wir einige Male zusammen sassen, als wir mit Dir von der Klinik aus Spaziergänge machten.
Ich kann garnicht beschreiben, was für ein Gefühls-Cocktail sich da über mich ergoss. Als ich mit Dir dort bei Kaffee und anderen Getränken sass (Essen weiss ich nicht mehr, ist auch nicht wichtig), wusste ich natürlich, dass es Dir sehr schlecht ging, aber es war gleichzeitig immer die Hoffnung da, dass wir es gemeinsam aus diesem Tal herausschaffen, mit viel, viel Liebe und Zuwendung für Dich, mein geliebter Sohn.
Und gestern wurde mir einmal mehr klar, dass diese Zeit - so schlimm sie auch war - dennoch unendlich viel besser war als es jetzt ist. Jedenfalls für mich, denn ich konnte hoffen, dass ich Deine Gegenwart noch ganz lange geniessen durfte, war so dankbar, dass es Dich gibt.
Was für ein Trugschluss! Meine und unser aller Liebe hat nicht ausgereicht, Dich bei uns zu behalten. Wir mussten Dich dann ein Jahr später gehen lassen, ohne dass wir irgend etwas hätten dagegen tun können. Zumindest wussten wir nicht, was und wie. Das macht mich so unendlich traurig, mein Jule, immer und jedes Mal, jeden Tag aufs Neue. Du fehlst mir so unendlich, Du fehlst auf dieser Welt so unbescheiblich, denn Du hast alle Menschen um Dich herum so unglaublich bereichert: Durch Deine Gedanken, durch Deine Gespräche, durch Deinen Humor, durch Deine mitreissende Art, durch Dein Einfühlungsvermögen, durch Deine Taten, durch die Freude, die Du uns allen bereitet hast.
Ja, wir haben uns jedes Mal über Deine Anwesenheit so sehr gefreut. Das ist nicht bei allen Menschen der Fall, aber bei Dir war es ganz genau so. Und dshalb vermisse ich Dich so unbeschreiblich.
Ich liebe Dich, mein Jule, und wünsche Dir alles nur erdenkliche Gute, dort wo Du jetzt bist - Dein Paps
